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Unternehmertum: Kein Sprint und kein Marathon – was ist es wirklich?

Ist Unternehmertum wirklich wie ein Marathon, bei dem alle ins gleiche Ziel rennen? Oder doch eher wie ein Pilgerweg – individuell, voller Pausen, Umwege und einzigartiger Erfahrungen?

In dieser Folge von „Werr spricht!“ teile ich, warum ich das Bild des Pilgerwegs passender finde. Es geht um die Höhen und Tiefen des Unternehmeralltags, die Bedeutung von Pausen und Reflexion und warum Wachstum oft in den kleinen, stillen Momenten passiert.

Highlights der Folge:

  • Warum Unternehmertum kein Wettlauf ist.
  • Die Kraft von Pausen und Selbstfürsorge.
  • Wie Mitreisende deinen Weg prägen.
  • Erkenntnisse, die wichtiger sind als Geschwindigkeit.

Lass uns gemeinsam den Weg des Unternehmertums betrachten – voller Überraschungen, Lektionen und persönlichem Wachstum.

Der Podcast in Worten – das Transkript für alle Leser:

Unternehmertum ist ein Marathon und kein Sprint! In letzter Zeit stolpere ich immer wieder über diese Aussage. Du hast sie vielleicht auch schon gehört.  In mir sperrt sich dabei immer etwas. Unternehmerin-Sein ist so viel mehr für mich. Und darum geht es in der heutigen Folge von „Werr spricht?“

Unternehmertum ist kein Sprint und kein Marathon. Es ist eine Pilgerreise. Der Weg ist lang und weit. Ob wir ins Ziel kommen bzw. was genau das Ziel sein wird und was dort ist, wissen wir nicht so genau. Vielleicht kommen wir bis ans Ende. Vielleicht auch nur ein paar Etappen. Wir brauchen Pausen; längere und kürzere, müssen unserem Körper Erholung gönnen und können ihn manchmal bis ans Limit pushen. Mitunter nimmt man auch eine falsche Abzweigung und muss wieder zurückgehen. Es gibt Episoden, wo man alles in Frage stellt und an jedem Schritt zweifelt. Und dann gibt es die Zeiten, wo man voller Euphorie, Kraft und Tatendrang im Eiltempo vorwärts geht.

Es gibt Höhen und Tiefen auf dem Weg

Manche Tage quält man sich Schritt für Schritt an den Berg hoch und hat dabei überhaupt keine Kapazität um nach links oder rechts zu schauen. Atmen, Schritt, Atmen, Schritt. Mehr geht nicht. Nur um ihn am nächsten Tag voller Freude auf der anderen Seite wieder herunter zu hüpfen und dabei die ganze Schönheit der Welt in sich aufzunehmen. Mal scheint die Sonne, mal stürmt oder schneit es. Unser Tempo liegt nicht immer in unserer Hand, egal wie sehr wir das wollen.

Zuweilen bestimmen äußere Einflüsse, wie schnell wir vorankommen. So sind auch manchmal Zeiten im Unternehmensalltag hart und unwirtlich. Es fühlt sich so an als ob es immer so bleiben wird. Als ob wir immer kämpfen und uns quälen müssen. Aber irgendwann wird es leichter. Man geht wieder voller Energie ins Büro und hat das Gefühl, man könnte Berge versetzen. So wie manchmal die Aufträge ausbleiben und ein paar Wochen später weiß man nicht mehr, wie all die Arbeit erledigt werden soll.

Ab und zu bringt uns die Realität des Unternehmertums emotional an den Rand der Möglichkeiten. Das sind die Abende oder oft auch Nächte, wo man sich fragt, warum mache ich das überhaupt? Die Selbstzweifel sind groß und umso später es ist, umso größer sind sie. Jeder Schritt fühlt sich wie ein Kampf an. Aber was ich über die Jahre gelernt habe, ist, dass diese Phasen nie von Dauer sind. Irgendwann kehrt die Klarheit zurück und die Freude und die Leichtigkeit.

Es ist okay, sich auch den nicht so schönen Gefühlen hinzugeben, denn sie sind Teil der Reise. Diese sind es, die uns wachsen lassen. Wir müssen nicht immer alles sofort wissen und können; alles unter Kontrolle haben. Wir können das nicht mal.

Wie bei einer Pilgerreise liest man mal die Karte falsch oder übersieht die Wegzeichen. Man geht in eine völlig falsche Richtung und endet womöglich in einer Sackgasse. Oder aber man entdeckt dabei eine geheime Bucht oder ein besonderes Gasthaus. Dann ist es Zeit, sich noch einmal das eigene Ziel vor Augen zu rufen und einen Plan zu machen, wie man es erreichen kann. Manchmal war es nur ein Umweg, manchmal muss man vielleicht zurückgehen und manchmal stellt sich der Umweg als Abkürzung heraus.

Und wenn man die Reise abbrechen muss? So what? Dann macht man Pause, sortiert sich neu und geht auf eine neue Reise, wo auch immer sie hinführt.

Weggefährten auf deiner Reise

Auf der Reise hat man immer wieder Weggefährten. Unterwegs trifft man auf neue Mitreisende. Manche begleiten einen nur eine kurze Zeit. Mit anderen wiederum geht man ein langes Stück gemeinsam. Den einen oder anderen wäre man vielleicht gern gleich wieder los. Bei manchen Menschen fällt es einem schwer, sie ziehen zu lassen und sie bleiben einem noch lange im Gedächtnis und man denkt immer wieder an sie zurück. So wie Businesspartnerinnen und Partner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, kommen und gehen.

Manchmal gehen sie irgendwann einen anderen Weg als wir und manchmal gehen wir einen anderen Weg.

Ab und zu sind wir froh über eine helfende Hand, wenn wir jemanden haben, den wir um Rat fragen können, der uns zum richtigen Zeitpunkt über einen großen Stein hilft und manchmal sind wir es, die eine helfende Hand reichen. Es ist wichtig, Menschen in seinem Umfeld zu haben, mit denen man sich austauschen kann. Niemand kann diesen Weg ganz alleine gehen.

Zu anderen Zeiten brauchen wir die Stille, um den Blick schweifen und die Gedanken ziehen zu lassen. Wer weiß, welche Schätze dabei entdeckt werden. Manche Antworten und Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme, die wir verzweifelt suchen, finden sich dann ganz von selbst.

Jeder Schritt, ein Schritt des eigenen Wachstums

Mit jedem Schritt lernt man mehr über sich selbst. Man muss hinauswachsen über das eigene Ich, die Komfortzone verlassen, sich mit den eigenen Ängsten und Unsicherheiten auseinandersetzen, immer wieder einmal innehalten und über sich selbst, das eigene Tun und den Weg reflektieren. Auch für das eigene Unternehmen ist das wichtig. Immer wieder zu uns zu finden und uns nicht vom Sog des Alltags mitreißen lassen und der To-Do-Liste hinterher zu laufen, anstelle voranzugehen. Wenn man nicht mehr weiterweiß, hilft es nach dem Weg zu fragen oder auf eine Karte zu schauen. Wenn man stur weitergeht, ohne sicher zu sein, ob der Weg der richtige ist, dann ist es Glückssache, ob man da ankommt, wo man hinwill. Im Unternehmertum bedeutet Wachstum, nicht immer schneller zu sein oder größere Erfolge zu feiern. Manchmal wächst man daran, Fehler zu erkennen und bewusst innezuhalten.

Wenn ich an meine Zeit im Familienunternehmen zurückdenke, dann wird mir klar, dass ich früher innehalten hätte sollen, um den Kurs zu korrigieren. Zu dieser Zeit konnte ich das nicht. Aber diese Erkenntnis hat mir geholfen, jetzt immer wieder bewusster und klarer in meinen Entscheidungen zu sein und immer wieder Reflexionspausen einzuplanen, um zu überprüfen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin und ob das Ziel noch immer im Visier ist.

Manchmal muss man auch einfach mal ein paar Tage an einem Ort verweilen. Ausschlafen, die wunden Füße pflegen, Proviant auffüllen und wieder Kraft schöpfen. Bei einer Pilgerreise ist das total logisch. Aber wie oft machen wir das im Arbeitsalltag wirklich? Wenn eine Deadline nach der anderen einzuhalten ist, die und der etwas von einem braucht, jeder an einem zieht. Ich hatte oft das Gefühl, ich sollte schon viel weiter sein als ich bin, dass ich schon viel mehr geschafft haben sollte. Stimmt gar nicht. Ich bin genau richtig, da wo ich bin.

Und was wird morgen sein? Ein Marathon ist in ein paar Stunden vorbei. Ein paar Stunden frieren oder schwitzen hält man im Normalfall aus. Irgendwie geht das schon. Aber bei einer Pilgerreise über mehrere Tage, Wochen, vielleicht sogar Monate, muss man für alle Wetterverhältnisse gerüstet sein, checkt immer wieder den Wetterbericht, ob man die Passüberquerung in drei Tagen wirklich machen kann oder ob das Wetter dafür zu schlecht ist. Man hofft und bangt und schaut immer wieder in der App nach und ist im Kopf die ganze Zeit in der Zukunft. Man macht sich Sorgen, ob dann der ganze Plan überhaupt noch funktionieren wird. Hat man doch schon ein Zimmer auf der anderen Seite gebucht? Was wird nur sein, wenn das nicht klappt? Wo schlafe ich denn? Wo kriege ich genug zu essen? Wie oft machen wir uns Gedanken über Dinge, die wir nicht in der Hand haben in unserem Unternehmensalltag? Sorgen über das, was vielleicht passieren wird, die unser Denken komplett einnehmen, uns den Blick für das, was ist, verstellen.

Manche Dinge sind, wie sie sind. So wie das Wetter. Egal was wir tun, das Wetter ist einfach, wie es ist. Und wie das ist, wissen wir erst, wenn es da ist. Solche Situationen haben wir immer wieder im Business. Eine der schwierigsten Fähigkeiten ist es einerseits im Moment zu sein und zu tun, was man gerade tun kann und andererseits im Blick zu haben, was passieren könnte. Einen Plan B und C für den Fall der Fälle zu haben, ohne in Zukunftsängste und Sorgen unterzugehen.

Höher, schneller, weiter?

Wenn Unternehmertum ein Marathon ist, dann stimmt das. Denn dort werden die Zeiten verglichen. Bei einer Pilgerreise habe ich noch nie jemand angeben hören, wie schnell er oder sie am Jakobsweg war, sondern eher, was sie über sich gelernt haben, wie sie über sich herausgewachsen sind, welche Unwegsamkeiten sie überwunden haben und welche Erkenntnisse sie unterwegs hatten. Allem, was das für eine lebensverändernde Erfahrung war.

Genauso wie ein Unternehmen gründen und zu führen eine lebensverändernde Erfahrung ist. Lasst uns doch mehr darüber reden, wenn wir von unseren Unternehmen und die Reise davon erzählen, was wir gelernt haben auf dem Weg, wer uns beeindruckt hat, was wir bewegt haben und wem wir auf dem Weg vielleicht sogar geholfen haben.

Hast du immer das Ziel im Blick?

Bei einer Pilgerreise ist auch das Ziel nur theoretisch klar. Viele haben das Ziel, einfach nur einzelne zu haben und nicht den ganzen Weg zu gehen. Jeder hat sein eigenes Ziel und möchte etwas anderes von diesem Erlebnis mitnehmen. Beim Marathon wollen alle als Schnellste ins Ziel.

Stell dir mal vor, wie würden alle ins gleiche Ziel wollen mit unserem Unternehmen. Wie viel würde da unterwegs verloren gehen? Was für ein Verlust wäre das? Was für ein Stress? Wir haben alle Zeit der Welt, unsere Unternehmens-Pilgerreise zu machen. Es ist nie zu spät anzufangen und es ist auch immer okay zwischendurch aufzuhören.

Wo auch immer der eigene Weg enden mag. Ich finde es eine wunderbare Reise. Ich bin echt dankbar für alle, die mich bis jetzt begleitet haben und begleiten.

Über das, was ich bisher lernen durfte und ich freue mich darauf, noch viel mehr zu lernen, zu entdecken und zu wachsen. Und ich freue mich auch darauf, von deiner Unternehmerreise zu hören. Wenn dir diese Folge gefallen hat und du mehr über wertebasierte Unternehmensidentität, Design, Persönlichkeitsentwicklung und über meine Reise als Unternehmerin erfahren möchtest, dann abonniere diesen Podcast „Werr spricht?“ um keine Folge zu verpassen.

Ich freue mich darauf, dich ein Stück bei deiner Reise als Unternehmerin oder Unternehmer zu begleiten.